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Michael Morche im Interview

Michael Morche im Interview

Michael Morche, Projektleiter und Hygienebeauftragter bei Event Safety Consult (ESC), erläutert die Beweggründe zur Entwicklung des Basis-Trainings „Fit für Event“, dessen Inhalte und Zielgruppen.

 

Mit deinen 25 Jahren Erfahrung in der Eventbranche bist du quasi schon einer der „alten Hasen“. Bislang haben Hygiene und Infektionsschutz kaum eine Rolle gespielt, auf einmal ist dieser Bereich jedoch ein Riesenthema. Glaubst du, dass uns dieses Thema langfristig begleiten wird, oder wird es in Vergessenheit geraten, wenn die Infektionszahlen wieder sinken?

MICHAEL MORCHE: Es ist in der Tat so, dass Hygiene bei den Produktionen, bei denen ich dabei war, niemanden groß interessiert hat - ehrlich gesagt: mich eher auch nicht. Es war kein Thema. Man kam vielleicht mal entfernt damit in Berührung, wenn man die Anzahl der notwendigen Toiletten für ein Event ermitteln und die dann inklusive der Ausstattung beim Dienstleister ordern musste. Und Infektionsschutz, Pandemie-Planungen und all das waren ganz weit weg. Ich vermute, das geht den meisten aus der Branche so, wenn wir über die Zeit vor der Pandemie nachdenken. Es ist schwer zu sagen, wie lange uns das Thema begleitet - vielleicht fünf bis zehn Jahre - da wäre ich mir recht sicher.

Und langfristig? Was bleibt?

MICHAEL MORCHE: Nun, wir schätzen, dass die Vorgaben zu den Themen beim Gesetzgeber und bei den Berufsgenossenschaften weiterentwickelt und gepflegt werden. Die Berufs- und Branchenverbände sind ja momentan auch sehr aktiv, und wir begleiten sie dabei. Hygiene betrifft uns alle, und in diversen Bereichen sind Hygienethemen wichtig - am Ende ist es Arbeitsschutz. Zum Beispiel allein bei den Bereichen Catering, Toiletten, Reinigungs-Services und allem, was damit zusammenhängt, ist es enorm wichtig, dass wir jetzt definieren, welche Rolle das zukünftig spielt. Diese, aber auch andere Gewerke sind früher quasi „unter dem Radar“ mitgelaufen, und jetzt wird ganz deutlich: Sie dürfen nicht vernachlässigt werden. Meine Motivation und mein Ziel ist, dass Hygiene allgemein in der Zukunft mehr im Fokus bleibt und bei der Planung und Umsetzung von Veranstaltungen standardmäßig mitgedacht wird. Das hat mit der Sicherheitsplanung auch gut geklappt. Das ist sicher noch ausbaufähig, aber die Relevanz ist im Bewusstsein und Prozess verankert - so wie die Infrastruktur oder die Aufbauten, wenn größere Veranstaltungen geplant werden.

Wenn wir nun aber davon ausgehen, dass uns dieses Thema noch eine ganze Weile begleiten wird - wäre es dann nicht für alle Event-Beteiligten sinnvoll, eine Weiterbildung zur/zum Hygienebeauftragten zu absolvieren?

MICHAEL MORCHE: Ja, aber wir müssen differenzieren. Nicht jeder braucht alles Wissen. Um zu erreichen, dass die Hygiene im Veranstaltungsbereich eine größere Bedeutung bekommt, müssen aus meiner Sicht erstmal die Verantwortlichen entsprechend geschult werden - und zwar nach einheitlichen Standards, wie zum Beispiel bei der Ausbildung zum Hygienebeauftragten. Im Moment ist es oft so, dass man denkt: „Okay, es gibt jetzt wieder diese und diese Vorgabe, die wir einhalten müssen“, also etwas, das sich irgendwer „da oben“ ausgedacht hat. Das muss mit seiner Bedeutung und als ganz normaler Vorgang erstmal in die Köpfe rein. Bei Baubüchern für Bühnen oder Arbeitsschutzschuhen diskutiert heute auch fast keiner mehr, aber das hat eben eine Weile gedauert. Auch alle, die die Hygiene- und Infektionsschutz-Maßnahmen dann umsetzen müssen, brauchen dazu Schulungen, das muss dann nicht gleich ein kompletter Lehrgang zum Hygienebeauftragten sein. Eher so, wie es zum Beispiel im Bereich Catering und Reinigung schon immer gehandhabt wird, und wie das dort übrigens verpflichtend ist. In der Zukunft sollten diese Themen dann normaler Bestandteil der einschlägigen Ausbildungen sein, also zum Beispiel zum Veranstaltungstechniker oder Meister etc. - sicher jeweils mit unterschiedlichem Gewicht. Und wenn man sich qualifiziert, zum Beispiel zum Veranstaltungsleiter, dann muss das auch dabei sein, um ein entsprechendes Grundverständnis zu schaffen.

Was ist der Unterschied zwischen dem ESC-Basis-Training „Fit für Event“ und den angebotenen Weiterbildungen im Bereich Hygiene auf dem Markt?

MICHAEL MORCHE: Üblicherweise haben Hygieneschulungen das Ziel, die Teilnehmer ganz grundsätzlich in die Lage zu versetzen, eigenständig Hygienemaßnahmen zu planen, umzusetzen und zu kontrollieren. Dabei wird in der Regel Grundwissen im Bereich Hygiene vermittelt und die allgemeine bzw. branchenspezifische rechtliche Situation dargestellt. In unserem Basis-Training werden diese Rahmenbedingungen natürlich auch erläutert. Es geht hier aber vor allem darum, den Teilnehmern die Schwerpunkte und Herausforderungen bei der Umsetzung vor Ort aufzuzeigen und mögliche Lösungen zu skizzieren. Dies geschieht anhand von Beispielen aus bereits realisierten Veranstaltungen unter Pandemie-Bedingungen.

Wie hast du die Schulung konzipiert - wo liegt der Fokus, und was ist das Lernziel der Schulung?

MICHAEL MORCHE: Das Training wird als ca. einstündiger Vortrag gehalten, inklusive Fragerunde. Hier können Inhalte vertieft werden. Im Fokus dieses Basis-Trainings steht dabei die Umsetzung der für die allgemeine Hygiene notwendigen Maßnahmen, strukturiert nach den maßgeblichen Beteiligten: Besucher, Beschäftigte und Mitwirkende. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Maßnahmen der Dienstleister aus dem Bereich Catering und Reinigung, da diese in besonderer Weise für die Hygiene entscheidend sind. Nach der Teilnahme am Kurs und nach Erhalt der Unterlagen haben die Teilnehmer einen Überblick über hygienische und gesetzliche Rahmenbedingungen, die Schwerpunkte bei der Umsetzung und bei der Kontrolle der Maßnahmen vor Ort.

Inwiefern ist das für Entscheider und Planer aus Agenturen und der Industrie von Bedeutung?

MICHAEL MORCHE: Die Verantwortlichen benötigen bestimmte Grundkenntnisse über die wichtigen Aspekte des Infektionsschutzes und darüber, was diese auch für beteilige Dienstleister bedeuten. Durch unseren Kurs erhalten Teilnehmende einen Überblick darüber, wer für was verantwortlich ist und wo Schnittstellen sein können. Das führt nicht nur zu einem sicheren Gefühl, sondern auch dazu, dass auch diese neuen Abläufe optimal in den Veranstaltungs-Prozess integriert werden können.

Was ist deiner Meinung nach für die nun kommenden Projekte im Bereich Veranstaltungen und Messen hinsichtlich Infektionsschutz wichtig?

MICHAEL MORCHE: Ich denke, es ist ausschlaggebend, dass man die aktuellen Entwicklungen sowohl im Bereich der Forschung als auch auf Seiten des Gesetzgebers im Blick hat. Das ist beides im Moment permanent in Bewegung. Dabei geht es vor allem darum, jetzt schon realistisch abzuschätzen, in welche Richtung sich die Vorgaben von Seiten der Genehmigungsbehörden entwickeln werden, was also für eine Veranstaltung in zum Beispiel einem halben Jahr die Rahmenbedingungen sein werden. Am Beispiel der Desinfektion haben wir es gesehen: Zuerst war sie ganz wichtig, und jetzt geht es vor allem um die Übertragung der Viren über die Luft. Entscheidend bleibt aber der möglichst frühe und offene Kontakt mit den Genehmigungsbehörden - das heißt, es ist möglichst zeitig abzuklären, was von deren Seite in welcher Form benötigt wird und was wir für unsere Veranstaltung an Vorgaben zu erwarten haben.

Agenturen spielen ja meist eine Schlüsselrolle in der Veranstaltungsorganisation und der Koordination der Gewerke. Wie ist im Bereich der ausführenden Agenturen generell mit dem Thema Infektionsschutz umzugehen, wer darf was machen, und wo sollte man sich besser Unterstützung holen? Und wie ist die Rolle der Kunden (Veranstalter)?

MICHAEL MORCHE: Gerade Agenturen leisten hier einen wichtigen Job, und wie wir immer wieder von unseren Agenturkunden bestätigt bekommen, profitieren sie maximal davon, sich bereits in der Planungsphase valide externe Infektionsschutz-Beratung einzuholen. Das spart Zeit, Kapazität und letzten Endes entsteht so die Möglichkeit zur Profilierung und Verstärkung der Kundenbindung von Agentur und Endkunde - denn sie bieten einen Mehrwert, nämlich Einfachheit und Sicherheit. Das resultiert vor allem aus den vielen verschiedenen Vorgaben, die zu beachten sind. Dabei denke ich nicht nur an die aktuelle Corona-Problematik, sondern auch an bereits vorhandene Vorgaben aus dem Bereich Hygiene, wie sie zum Beispiel die Dienstleister beim Catering und bei der Reinigung beachten müssen. Auch bei der Planung der erforderlichen Maßnahmen sollte man sich fachliche Unterstützung einholen, da man auf diese Weise von bereits gemachten Erfahrungen profitieren kann. Die konkrete Umsetzung ist dann wieder bei den Agenturen gut aufgehoben, dazu bräuchte man eventuell und je nach Projektkomplexität Unterstützung bei Detailfragen, zum Beispiel bei der Luftqualität. Bei der Überwachung der Umsetzung der Maßnahmen und bei der Qualitätskontrolle sollte man dann ab einem gewissen Level auf externe fachliche Unterstützung durch Spezialisten setzen. Das Wichtigste: Alle Beteiligten sollen sich dieser neuen Situation, mit neuen Herausforderungen und Verantwortungen, gewachsen fühlen, sollen also fit und dazu in der Lage sein, einzuschätzen, ab wann fachliche Unterstützung nötig ist. So können wir alle langsam und Schritt für Schritt zurückkehren - in eine neue Event-Realität, persönlich und ganz echt, fernab von Zoom-Meetings und Online-Events. Und genau hier bietet unsere Reihe den nötigen Input, um ein sicheres Gefühl und ein Grundverständnis für diese neuen Herausforderungen zu schaffen - und das kostenlos, weil uns die sichere Veranstaltungsumsetzung auch unter pandemischen Bedingungen am Herzen liegt.

 

(Foto: Klicktrick)

 

www.event-safety-consult.eu

 

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