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Netzausrüster ignorieren WRC-Beschlüsse

Erneut zeigt sich, dass das Spektrum 470-694 MHz für drahtlose Produktionsmittel keineswegs langfristig gesichert ist. Zwar hatte die Weltfunkkonferenz (WRC) 2015 beschlossen, den Frequenzbereich bis 2026 exklusiv für Funkmikrofone und Antennenfernsehen zu reservieren. Im Widerspruch dazu hatte erst kürzlich die EU-Kommission eine Initiative gestartet, spezielle Mobilfunkanwendungen auch unterhalb von 694 MHz zuzulassen (so genannter „Suppelementary Downlink“, SDL). Nun wurde ein Vorstoß von Mobilfunk-Netzausrüstern bekannt, der das Funkspektrum für drahtlose Mikrofone und Rundfunk gefährdet und die Beschlüsse der Weltfunkkonferenz erneut missachtet - diesmal auf globaler Ebene.

 

Schauplatz war ein Treffen der Arbeitsgruppe WP5D der Internationalen Fernmeldeunion ITU, das vom 23. Februar bis 2. März 2016 in Peking (China) stattfand. Das Unternehmen Ericsson schlug den Teilnehmern in einem Papier vor, die Möglichkeiten einer Übertragung von Rundfunkinhalten via Mobilfunktechnologie nicht wie bisher nur generell auszuloten, sondern die Untersuchungen speziell auf den UHF-Bereich 470-694 MHz zuzuschneiden. Die Netzausrüster Nokia und Huawei schlossen sich dieser Initiative an. Obwohl der Vorschlag die Beschlüsse der Weltfunkkonferenz ignoriert, fand er die Zustimmung der USA, Finnlands, der Vereinigten Arabischen Emirate, Ägyptens und Marokkos.

 

Strikt ablehnend zeigte sich die Europäische Rundfunkunion EBU. Für ihre Position erhielt sie die Unterstützung Russlands, Deutschlands, Frankreichs und Brasiliens. Nun kommt es auf das nächste Meeting der Arbeitsgruppe WP5D an, das vom 14. bis 24. Juni 2016 im schweizerischen Genf stattfinden wird. „Unternehmen aus dem Telekommunikationssektor werden in den nächsten Monaten und Jahren immer wieder versuchen, die Beschlüsse der Weltfunkkonferenz zu unterminieren. Sie werden das UHF-Spektrum 470-694 MHz im Visier behalten“, erklärt Dr. Roland Beutler (SWR), der als Repräsentant der Europäischen Rundfunkunion EBU am Meeting in Peking teilnahm. „Dabei werden sie teils selbst in der ersten Reihe stehen, teils aber auch im Hintergrund auf staatliche Administrationen oder internationale Institutionen einwirken, die sich ihr Anliegen dann zu eigen machen. Als Interessensvertretung der nationalen Fernseh- und Rundfunkanstalten müssen wir wachsam bleiben und sind auf Verbündete aus Politik und Regulierung dringend angewiesen.“

 

Foto: Hauptquartier des Netzausrüsters Ericsson in Stockholm, Schweden. (Foto-Copyright: Ericsson)

 

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