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Auferstehung der Totentanz-Orgel

Auferstehung der Totentanz-Orgel
Auferstehung der Totentanz-Orgel

Anlässlich der diesjährigen Buxtehude-Tage in Lübeck unterzogen sich Orgelliebhaber und Audio-Experten einem besonderen Klang-Experiment. Mithilfe moderner Technik sollte mehr über den Klang der berühmten Totentanz-Orgel im Kirchenschiff der Marienkirche erfahren und das Instrument wieder zum Leben erweckt werden. Als die Marienkirche 1942 während der Bombardierung Lübecks schwer getroffen wurde, verlor sie unter anderem eine der bedeutendsten norddeutschen Barockorgeln: Die Totentanz-Orgel.

Das Instrument geht auf Ursprünge aus dem 15. Jahrhundert zurück und wurde von Zeit zu Zeit erweitert. War es zuerst ein "Barockwerk", also ein Orgelwerk mit einem großen Register, so war der Endzustand ein großes Orgelwerk mit vier Werken (Hauptwerk, Rückposititv, Brustwerk und Pedal) und 38 Registern. Viele Orgelbauer haben an diesem Orgelwerk gearbeitet, darunter bedeutende wie Jakob Scherer und Friedrich Stellwagen. Auch berühmte Musiker wie Dietrich Buxtehude und J.S.Bach sollen auf dieser Orgel gespielt haben.

Eine ganz ähnliche Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte, verbunden mit den gleichen Orgelbauern, hat die Stellwagen-Orgel der St. Jakobi Kirche in Lübeck, ein paar Häuser weiter. Diese Orgel hat den Krieg überlebt und wurde 1978 restauriert. Ihr Klang bewegt bis heute die Menschen. Aufgrund der sehr ähnlichen Entstehungsgeschichte wird die Stellwagen-Orgel als das Schwester-Instrument der Totentanz-Orgel bezeichnet. Daraus entstand die Idee von Organist Johannes Unger den Klang der Schwesterorgel am ursprünglichen Standort der historischen Totentanz-Orgel -der Totentanzkapelle- erklingen zu lassen.

Da der Klang einer Orgel immer mit dem Raum verbunden ist, in dem sie steht, konnte es sich hierbei nicht um eine einfache Audio-Produktion mittels Stereo-Mikrofonierung handeln. Der Nachhall musste von der Aufnahme verbannt und diereinen Töne der Orgelpfeifenregisterdirekt abgenommen werden. Außerdem galt es, die Mehrdimensionalität der Stellwagen-Orgel, also die verschiedenen Orte der Werke, räumlich hörbar abzubilden.

Die Aufnahme wurde unter der technischen Leitung des Tonmeisters Uli Holst (Wachtmann Musikproduktion, Hamburg) in Kooperation mit Frank Schmidt (MMC-Multi-Mediale-Cooperative, Cottbus) und Steffen Gabriel (BLS - Studiotechnik Forst) durchgeführt. Mit acht Nieren-Mikrofonen (Neumann) die in einer Mikrofon-Matrix angeordnet wurden und einer zusätzlichen Stereo-Kugel-Mikrofonierung (Schoeps) wurde die Aufnahme der Stellwerk-Orgel angefertigt. Die Signale der verschiedenen Register/Werke wurden bei 24Bit/96 kHz mit dem 32-Kanal Analog-Digital-Wandler Andiamo-MC (DirectOut Technologies) auf 10 Spuren mit der Software Sequoia 11 aufgezeichnet.

Bei der Wiedergabe der Aufzeichnung in der Totentanz-Kapelle wurden die Lautsprecher analog zur Mikrofonierungs-Matrixpositioniert, wo sich die historischen Registerpositionen der Totentanz-Orgel befunden haben. Die genutzten Lautsprecher 12“/2“ GAE Zoom 12, angetrieben durch mehrere LAB Endstufen (FP 10 000 Q) und mehrere XTA – Controller DP446 wiesen die gleiche Abstrahlcharakteristik wie die Mikrofone auf. Das Einspiel erfolgte mehrkanalig vom Aufnahmerechner und zusätzlich von einem parallel gestarteten Backup-Rechner (MacMini mit DP7, Network Bridge KlarkTeknik DN9650) über eine Midas Pro1 auf die Controller.

Die Bilder zeigen die Midas Pro1 Konsole, Aufnahmerechner mit Sequoia 11 Software und zusätzlicher Backup-Rechner (MacMini mit DP7, Network Bridge KlarkTeknik DN9650) sowie das technische Team (v.l.): Matthias Elsner (BLS Studiotechnik Forst), Tonmeister Uli Holst(Wachtmann Musikproduktion, Hamburg), St. Marien Organist Johannes Unger, Techniker Daniel Erös (MMC-Multi-Mediale-Cooperative, Cottbus), Tontechniker Steffen Gabriel (BLS - Studiotechnik Forst), Frank Schmidt (MMC-Multi-Mediale-Cooperative, Cottbus)

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